«Es muss nicht immer der Jakobsweg in Spanien sein, auch durch Deutschland ziehen sich Pilgerwege, die schon seit Jahrhunderten begangen werden.
In vielen Religionen hat Pilgern eine lange Tradition und reicht weit in die Geschichte zurück. Kraftorte wie Lumbini und Sarnath in Asien wurden schon im 6. Jahrhundert v. Chr. zu Ehren Buddhas bereist. Für den Weg dahin nahmen die Menschen enorme Strapazen auf sich und hofften auf der Wegstrecke innere Ruhe und neue Lebenskraft zu finden. Diese Hoffnung verbindet die Pilger von damals und heute.

Seit dem Erscheinen des Bestsellers «Ich bin dann mal weg» von Hape Kerkeling machen sich immer mehr Deutsche auf den Weg, um bei einer Langstreckenwanderung zu sich selbst zu finden. Die Wege sind die gleichen wie vor Hunderten von Jahren und verbinden auch heute noch Wallfahrtsorte miteinander.
Neben zahlreichen kurzen regionalen Pilgerwegen ziehen sich über 30 Varianten des Jakobsweg wie ein Netz durch Deutschland. Alle gemeinsam haben sie ihr Ziel im spanischen Santiago de Compostela, doch schlagen sie dabei ganz unterschiedliche Wege ein. In den letzten Jahren wurden viele der altertümlichen Routen mühevoll nachrecherchiert und neu gekennzeichnet. Die blau-gelbe Jakobsmuschel als Pilgerpfadmarkierung ziert so zum Beispiel auch Teile der Via Regia, der ältesten und längsten Landverbindung zwischen Ost- und Westeuropa. Im Mittelalter nutzten sie Pilger aus dem heutigen Polen, um durch Mitteldeutschland nach Spanien zu ziehen. Heute sind Teile als Ökomenischer Pilgerweg von Görlitz bis Vacha bei Eisenach ausgeschildert. Die 450 Kilometer lassen sich in zahlreiche Etappen gliedern und im Abstand von 20 bis 30 Kilometern befinden sich einfache Herbergen.»
Seit Jahren zieht es jährlich immer mehr Pilger
… auch auf die Wege der Jakobspilger in Norddeutschland. Alpine Anforderungen finden Pilgernde zwar im Norden nicht, dafür aber Wege durch eine interessante Natur und abwechslungsreiche grüne Landschaften und Wälder – sie führen durch urige Ortschaften und bringen einen auch an maritime Orte.
Der Weg führt den Pilgernden entlang Wasserläufen und Seenlandschaften, zu einsam gelegenen Kapellen, Jahrhunderte alten Kirchen und Friedhöfen – und nicht selten verwundert es, dass man es hier im Norden hügeliger vorfindet, als zuvor angenommen.
Auf einzelnen Abschnitten vermag sich so mancher Jakobswegfreund gar in der Geschichte des Pilgerns in frühere Zeiten zurückversetzt fühlen. Ein spannendes Abenteuer und interessante Wege warten auf jene, die sich heute aufmachen und unterwegssein wollen.
Die Wege im Norden – beispielsweise der Baltisch-Westfälische Jakobsweg (Via Baltica), entlang des Küstenverlaufs der Ostsee, über Rostock, Lübeck, Hamburg, Bremen, Osnabrück und Münster – die Via Jutlandica, aus Dänemark kommend führt eine der Varianten durch Schleswig-Holstein über Schleswig, Eckernförde, Kiel, Preetz und Ahrensbök ebenfalls nach Lübeck – die Via Scandinavica und weitere Wege durch den Norden Deutschlands.
Einzelheiten zu den Wegen in Deutschland findest Du beispielsweise auf jutlandica.de und via-baltica.de und künftig auch für andere Wege der Jakobspilger auf jakobswegfreun.de.
Jetzt im Frühjahr bereiten sich viele Pilger- und Wanderfreudige auf ihre im Jahresverlauf anstehenden Wege vor – oder machen sich Gedanken um ihren nächsten, einen neuen Pilgerweg. Die Wege im Norden laden dazu ein – und zahlreiche engagierte Menschen und Gemeinden sorgen für die Pilgernden, so dass es nachts auch ein schützendes Dach über dem Kopf geben wird.
Herzlich willkommen in Norddeutschland.
Quelle: Der «erste Teil des Textes» stammt aus dem aktuellen Magazin von Globetrotter aus März 2018. Die Karte der Norddeutschen Jakobswege wurde freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft e.V. Vielen Dank.