Pilgern auf dem Jakobsweg
‹ Per Pedes › von Bremen aus zu sich selbst finden
Die Via Baltica und Bremen sind quasi miteinander verbunden: Das ist ein Jakobsweg, der mitten durch die Stadt führt. Zum Start der neuen Wochenserie Besinnung stellen wir ihn vor. Geht es dabei wirklich nur um Buße und Vergebung? Wo verläuft der Weg und warum wird zum Grab des Jakobus gepilgert? Das verrät Bernhard Weber, der Gründer der Via Baltica.

Brötchen oder Müsli zum Frühstück? T-Shirt oder Pullover? Käse oder Wurst aufs Brötchen? Am Tag muss sich jeder rund 20.000 Mal entscheiden. Zu diesem Ergebnis kam der Hirnforscher Ernst Pöppel im Jahre 2008. Inzwischen dürften es sogar noch mehr Entscheidungen sein. Langeweile kommt seit der Erfindung der Smartphones eigentlich kaum noch auf. Die Folge: Immer erreichbar, immer unter Stress. Besinnung scheint im Alltag kaum noch möglich.
Der Jakobsweg Via Baltica führt durch Bremen
Daher ist es vielleicht wenig verwunderlich, dass das Pilgern voll im Trend liegt: Mehr als 260.000 Menschen kamen alleine 2015 in Santiago de Compostela an – dem wohl bekanntesten Pilgerziel* für Christen.
Doch auch in Norddeutschland gibt es mehrere Pfade, die als Jakobswege ausgezeichnet sind. Die Via Baltica führt mitten durch Bremen: durch Bürgerpark und Wallanlagen bis in die Innenstadt vorbei am St. Petri Dom.
Eher Vorschlag als feste Route

„Genauere Empfehlungen wären eine Einengung“ sagt Bernhard Weber, Gründer des Freundeskreises der Jakobswege in Norddeutschland. Dieser hat mehrere Jakobswege in Norddeutschland entwickelt. Zum Beispiel wäre die Jakobsstatue im Bremer Schnoor nicht unbedingt für jeden Pilger interessant*.
Muss man religiös sein, um pilgern zu gehen?
Für die meisten Menschen geht es gar nicht um Vergebung oder darum, Buße zu tun. Sie wollen einfach mal den Kopf frei kriegen. Dabei ist der Weg das Ziel. Eine spirituelle Reise, um wieder zu sich selbst zu finden. Denn um Gedanken zu ordnen, braucht es Zeit – Zeit, die im hektischen Alltag oft fehlt. „In unserer schnelllebigen Zeit, kommt man sich oft vor, wie im Hamsterrad“, so Weber.
So einfach werden Sie zum Pilger
- Eine Jakobsweg auswählen. Als Bremer liegt die Via Baltica am nächsten.
- Pilgerausweis bestellen (zum Beispiel bei den Jakobusgesellschaften).
- Rucksack, Wanderschuhe und Verpflegung besorgen.
- Den Alltag hinter sich lassen.
Man muss also nicht religiös sein, um zu pilgern. „Die meisten wollen wohl einfach mal Abstand vom Alltag bekommen“, vermutet Weber. Wie man seine Pilgerfahrt dann gestaltet, sei jedem selbst überlassen. Manche Menschen seien eher spirituell, andere stärker kulturell interessiert.
Wie viele Jakobswege gibt es?
Genau genommen gibt es unendlich viele. „El camino comienza en su casa“ ist ein Sprichwort in Spanien. Es bedeutet: Der Weg beginnt vor der eigenen Haustür. Er endet jedoch immer am Grab des Jakobus. Dennoch haben sich über die Jahre Wege entwickelt, die sich besonders für Pilger anbieten.
Von ihnen gibt es rund 70 Stück. Sie wurden vom Europarat offiziell anerkannt*. Wer pilgern will, muss allerdings nicht erst an den Anfang einer vorgeschlagenen Route reisen. Die meisten beginnen dennoch ihre Pilgerreise im nordöstlichen Spanien. Dort beginnt die Camino Francés, der wohl bekannteste Jakobsweg.
Was ist eigentlich ein Jakobsweg?
Ein Jakobsweg ist jeder Pilgerweg, der die angebliche Grabstätte des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela zum Ziel hat. Jakobus der Ältere war einer der zwölf Apostel Jesu Christi. Mit seinem Bruder Johannes gehörte er zu den erstberufenen Jüngern.
Verlauf der Via Baltica

Beginnend auf der Ostseeinsel Usedom, führt sie durch Rostock, Lübeck, nach Hamburg und Bremen und weiter bis nach Osnabrück. Von dort* aus schließen sich weitere Routen an, die schließlich Santiago de Compostela zum Ziel haben.
Warum wandern so viele Menschen ausgerechnet zum Grab von Jakobus?
Es ranken sich viele Mythen um die Wallfahrt nach Santiago de Compostela. Im Buch des heiligen Jakobus wurden zahlreiche Geschichten über den Apostel festgehalten: Zum Beispiel lässt Jakobus Verstorbene wieder auferstehen* und kann Todgeweihte heilen.
Und dann kam Karl der Große: Der Legende nach habe er den Jakobsweg beschritten – und konnte danach das heutige Spanien von den Mauren befreien*. Übrigens gelang ihm das nur zusammen mit Roland, der während des Feldzugs starb.
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Hallo meine Lieben. Nicht alles in diesem Artikel scheint mir richtig* dargestellt zu sein. Daher hier einige Informationen – wen es interessiert. Euer Fred.
Quelle: dieser Artikel von Paul Fenski
wurde veröffentlicht bei radiobremen Online am 16.9.2016